Kein ‚I am from Austria‘, keine Staatsbürgerschaft? – Niederösterreich, bist du narrisch?
Man stelle sich vor: Du hast all die bürokratischen Hürden überwunden, Formulare ausgefüllt, Beweise geliefert, dass du brav die österreichischen Werte hochhältst, und dann, im letzten Akt, heißt es: „Singen Sie uns doch bitte die Bundeshymne vor.“
Echt jetzt, Niederösterreich? Soll ich auch noch die Lederhose rausholen und mich aufs Festbankl setzen? Das Ganze hat ja fast was von einer Talentshow. Aber ich sag’s, wie’s ist: Ich sing die Hymne doch nur, wenn Rainhard Fendrichhöchstpersönlich auf der Bühne steht und mir mit einem Augenzwinkern „I am from Austria“ ins Ohr schmettert. Und das auch nur, wenn ich mindestens zwei Bier intus hab – alles andere wär ja unpatriotisch.
Aber mal ehrlich, da stehst du also, vielleicht mit Schweißperlen auf der Stirn, und singst „Land der Berge, Land am Strome“, und dann? Was passiert, wenn du eine Strophe auslässt oder „große Söhne“ mit „tolle Töchter“ verwechselst? Gibt’s dann direkt ein Exit-Schild mit „Sorry, nix da mit Staatsbürgerschaft, vielleicht nächstes Mal mit Karaoke-Kurs!“?
Ich mein, in anderen Ländern reicht es, wenn du nicht alle Verkehrsschilder umschmeißt oder dir die Nationalhymne zumindest irgendwie summend vorstellen kannst. Aber wir Österreicher wollen’s anscheinend genau wissen: Du musst beweisen, dass du dein inneres Alpenhorn entdeckst, bevor du den roten Pass in Händen halten darfst.
In diesem Sinne, lieber Niederösterreicher Chorverband: Ich nehm die Staatsbürgerschaft dann doch lieber bei einem Rainhard-Fendrich-Konzert entgegen. Mit einem kühlen Bier in der Hand – versteht sich. Prost!